Haut um's Hirn









































Haut um's Hirn (skin around the head), Keramik 35x45x60 cm
Schönheit ist die Rückseite des Grauens

Die Welten der Daniela Kammerer

Am morgigen Sonntag beendet eine Finissage eine bemerkenswerte Ausstellung in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld: „Blütenknall“ von Daniela Kammerer


Man kennt es und nimmt es immer wieder mit Erstaunen zur Kenntnis, wenn nach einer intensiven Begegnung ein Nachglühen erfolgt und sich ein stundenlanges Gespräch fortsetzt, obwohl sich der Gesprächspartner längst verabschiedet hat.
So muss man sich die Entstehung des Werkes von Daniela Kammerer vorstellen, deren jüngere Bilder in einer mit Spannung aufgeladenen Ausstellung nur noch am morgigen Sonntag zu sehen sind. Wer sich die Zeit nimmt und sich auf ihre Bilder einlässt, verliert den Faden zur Gegenwart und kommt somit in die Lage, mithilfe der Vorstellungs- und Erinnerungskraft der Künstlerin eine Reise in unbekannte Tiefen des Vergessenen oder noch nicht Gesagten zu unternehmen. Kammerer führt die Abstraktion des Nicht-Ereignisses in etwas Konkretes hinein. Und die Betrachter ihrer Bilder wissen nicht, ob sie Vergessenes wieder erinnern oder etwas Neues aufbauen und entwickeln. Das Betrachten von etwas Noch-nicht-Gesehenem führt zum Erkennen und nährt die Fähigkeit der Erkenntnis, die wiederum die Augen öffnet für eine Welt hinter den Welten der Daniela Kammerer.
Zart gehauchte Federstriche arbeiten sich aus dem Klobigen der Buntheit heraus und suggerieren Zielgerichtetheit, wo doch zugleich alles wankt, stürzt, bricht, schwebt und davonfliegt. Ordnung ist ohne Chaos nicht vorstellbar, das Nichts und das Sein erzeugen Struktur und beziehen sich aufeinander. Allgemeinplätze verschwinden und erheben sich wieder, bis man sich wiederfindet – in einem Interview mit sich selbst – in einer anderen Welt also, eine leise, beinahe stumme Welt, die zur Sprache drängt. So wird der Betrachter von Bild zu Bild von der Künstlerin interviewt, ohne sie je getroffen zu haben.
Wer den Mut aufbringt, sich auf dieses Abenteuer einzulassen, dem sei das Finale am morgigen Sonntag, den 23. September empfohlen: Eva Sattler trägt Gedichte vor, für die Musik sorgt Christian Elin, Daniela Kammerer steht für Gespräche zur Verfügung, die Finissage beginnt um 15 Uhr.




Schwäbische Galerie, Museum Oberschönenfeld Gessertshausen





https://www.daz-augsburg.de/die-welten-der-daniela-kammerer/

Expeditionen ins Unbekannte

Daniela Kammerer zeigt in der Schwäbischen Galerie Oberschönenfeld „Blütenknall“ und andere Ereignisse.
Man muss sich der Künstlerin anvertrauen, denn der Galeriebesuch in Oberschönenfeld wird zum visuellen Abenteuer in unbekannte Regionen. Daniela Kammerer sorgt dafür, dass es viel zu entdecken gibt. „Blütenknall“, Titel ihrer Ausstellung in der Schwäbischen Galerie, bezeichnet eine Werkgruppe mit Plastiken, steht aber auch für die Dynamik aller ihrer Mischtechniken.
Zwischen fein gezeichneten Strichnetzen quellen Farbgewitter heraus, die von wilden, archaischen, meist mit dominantem Schwarz gestalteten Großformen gebündelt oder dynamisch über das weite Malfeld geführt werden. Kammerer, die nach dem Studium Kommunikationsdesign und Malerei an der FH Augsburg als freischaffende Künstlerin und viel gefragte Dozentin in Augsburg und am Ammersee arbeitet, lässt sich vom Impuls leiten. Er führt sie in abenteuerliche Regionen, die zwischen abstrakter Spannung der Farben und Formen angesiedelt sind. Wenn sie sich scheinbar ohne Plan in ihre Abenteuer stürzt, wird Kammerer doch von ihrer inneren präzisen Gestaltungsvorstellung geleitet. So entstehen entweder ihre eigenen Kosmen und großen Tableaus, wie „Gassi im Weltall“ oder „Vol du paradis“, in denen bloßer Ausdruck „rahmensprengend“ das Bild beherrscht, wo aber unvermutete Szenerien und Gestalten nicht ohne Humor und Skurrilität spuken. Die großen Themengruppen „Haut um’s Hirn“ und „Head“ werden deutlicher – hier dringt sie mit Farb- und Formgewittern in nacherlebbare psychische Situationen und Gestimmtheiten vor, in wechselnden Dosen von abstrakt bis zu konkreten Kopf-Porträts.
„Blütenknall“ heißt die dritte Werkgruppe mit Keramiken, die farblich und figural den überbordenden Naturerscheinungen der unterschiedlichen Korallenarten nachempfunden sind – gespenstisch-fröhliche Antwort des Meeres –, die außer Rand und Band geratenen teuflischen Gartenzwergen ähneln.


Laufzeit bis 23. September



https://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg/kultur/Expeditionen-ins-Unbekannte-id52171411.html

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