Stark im Verbund 40 x 40 mit dem Künstlernetzwerk Föhn von Romi Löbhard


Das große Ganze – Daniela Kammerer fügt 40 x 40 zusammen.
Foto: Romi Löbhard
 40 x 40 ist ein von Künstlern der heutigen Zeit nicht gerade häufig verwendetes Format. Warum also hat sich das i, vergangenen Jahr gegründete Künstlernetzwerk „Föhn“ diese Maße als Vorgabe – noch dazu als einzige – für die aktuelle Schau im Oberdießener Malura-Museum gestellt?
Wahrscheinlich war es die pure, jeden Kunstschaffenden adelnde Neugier auf das was, passieren würde, wie die elf sich beteiligenden Künstler, drei davon Gastaussteller, mit dieser Größe umgehen würden und vor allem, wie die entstandenen Arbeiten zu präsentieren seien.

Ziemlich aufregend also das ganze Projekt, und möglicherweise mit Unwägbarkeiten behaftet; zumal ja beispielsweise auch keiner vom anderen wusste, welche Techniken angewandt werden würden. Dem Künstlernetzwerk Föhn e.V. gelang, soviel schon mal vorweg, eine optimal konzipierte Ausstellung mit wohldurchdachten Platzierungen der Leinwandquadrate. 40 x 40 ist ein Experiment, das einerseits mit seiner Linienführung eine Vereinheitlichung bedeutet, andererseits gerade durch die Gleichmäßigkeit der Größe die Unterschiede in der Gestaltung besonders herausstreicht.
Bei elf Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Herangehensweisen an Kunst war es also gar nicht so verkehrt, die Größe vorzugeben; zumindest macht sie ein vergleichendes Betrachten einfacher. Und auch wieder nicht, denn die Künstler haben das Format sehr individuell gesehen. Daniela Kammerer beispielsweise hat sich nicht lang bei 40 x 40 aufgehalten. Ihre „Zwischenwelt“ ist eine Symbiose aus 16 solchen Quadraten. Eine Figur in kräftigen, klaren Farben wird von allen Seiten bedrängt von mit Graphit scharf konturierten Einflüssen aller Art. Angst machende Geräte, angetrieben von unbekannten Mechanismen – stark sind sie nur im Verbund. Würde das Kunstwerk in seine 16 Einzelteile zerfallen, so würde auch die Kraft der Einflüsse verloren gehen.

Katrin Bach wiederum hat einen achtteiligen Bilderzyklus geschaffen, Thema: Mozarts Zauberflöte. Die Requisite für die Oper hat Katrin Bach wie in einem Kaleidoskop angeordnet, der Betrachter ist versucht, die Leinwand zu drehen, um zu beobachten, was passiert. Auf den weiteren Exponaten sind die Protagonisten verewigt – einschließlich Mozarts Herz, das außermittig, quasi als Zuschauer, sein Werk genießt.
Zarte Blüten mit feinen Linien
Sehr aufregend wird es für den Besucher, wenn er seine Aufmerksamkeit dem schmalen Band aus Kunstwerken widmet, das den Ausstellungsraum umfängt.
Die Arbeiten der Künstler sind hier teilweise abwechselnd gehängt, wirken kommunikativ oder interaktiv, aber auch abweisend, kontrastierend. Zarte Blüten, mit feinen Linien geometrisch genau dargestellt (Bernhard Jott Keller), glänzen in von Marinus Wirtl fotografisch verändertem Maschinenlicht.
Noch mehr fällt Wirtl mit seinen schlanken, ebenmäßigen Bronze-Figuren auf, bei denen er sich in der Höhe an die 40 Zentimeter-Vorgabe hielt. Wolf Schindlers Farbkreisspielereien sind Gegenpol zu den Zeichen und verschlüsselten Botschaften der Ilka Niederfeld.
Auch als „Partner“ von Baldur Geipel, dessen Stil an die Malereien im alten China oder Japan erinnert, ist Schindler der Farbe verfallen, hier allerdings, weil dazu passend, nur den Blautönen.
Von Bildhauerin Andrea Kreipe, der Vorsitzenden des Künstlernetzwerks, sind im Maluramuseum Plastiken aus Stein und Bronze sowie eine ganze Reihe an Monotypien zu sehen. Letztere hat Kreipe sämtlich auf Papier gebannt.
Den Traktorenspuren in Wiesen und Äckern geometrisch genau nachgezeichnete Linien in Glas oder Gips, die sich je nach Betrachtungsweise ändern, zeigt „Ilse Bill“ alias Ute Schneider.
Wie Farb- und Formversuche oder deren Reihung wirken die Acrylarbeiten von Annunciata Foresti, bei denen sie scheinbar zufällig Mischungen und Zielsetzungen ändert. Nur in Öl hat sich Manfred Hinkel dem vorgegebenen Thema genähert und für seine Malerei vor allem den Menschen in seinen Freiheiten beobachtet.
Termine „40 x 40“ Das Künstlernetzwerk Föhn präsentiert sich bis einschließlich 28. Juli im Malura Museum Oberdießen, Mühlweg 2; es stellen aus: Ilse Bill, Katrin Bach, Annunciata Foresti, Baldur Geipel, Manfred Hinkel, Daniela Kammerer, Bernhard Jott Keller, Andrea Kreipe, Ilka Niederfeld, Wolf Schindler, Marinus Wirtl. Öffnungszeiten: jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr, das Museumscafé ist während dieser Zeiten ebenfalls geöffnet.